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Über den Seelenkalender

Das Weiß am Altar während der Johannizeit und die Sprüche 12, 38, 13 und 40

Für die Wochensprüche 13 und 14 wählte Karl König die Überschrift:

Höhe des Jahres

Er führt aus:

„Die hohe Zeit des Jahres ist nun da. Obwohl Johanni ein Höhepunkt ist, wird es von den folgenden zwei Wochen noch überragt, denn die Hingabe an die Welt des Sinnenscheins ist nun für die Seele eine vollständige geworden.
Der dreizehnte und der vierzehnte Spruch bilden eine Einheit. Sie verhalten sich zueinander wie die beiden Antlitze an einem Januskopf. Das eine blickt nun zum ersten Mal zurück in die bisher vergangene Zeit seit Ostern, und das andere blickt hin auf Michaeli. Es ist als wäre der Gipfel des Berges erreicht, und nun beginnt ein zweifacher Abstieg: sowohl in die Vergangenheit, als auch in die Zukunft.“

Karl König, in: Anleitungen zum Anthroposophischen Seelenkalender, Der Anthroposophische Seelenkalender als innerer Wandlungsweg, Herausgegeben von Richard Steel, Stuttgart 2009, S. 163.

Während der Johanni-Festeszeit sind die Altäre der Christengemeinschaft mit einem weißen Antependium ausgestattet. Weiß ist auch die Hauptfarbe der Gewandungen. Es erscheint bei den Ministranten am Talar und Kragen.

Es ist, als trügen die Ministranten ein Taufkleid.

An diesem ersten Sonntag in der Johannizeit wird in der Menschenweihehandlung der Anfang des Markus-Evangeliums gelesen. Dort geht es auch um eine Höhe, den Höhepunkt der alten Weisheit, und um ihr an-das-Ende-kommen und einen Neubeginn, den „Abstieg in die Zukunft“ des Christus Jesus. Die Stelle lautet:

Dies ist der Neubeginn des wirkenden Geistwortes Jesu Christi, des Sohnes Gottes.

Schon in den Worten des Propheten Jesajas klingt es an, wenn er sagt: Siehe, meinen Engel will ich deinem Angesichte voraussenden, er soll deinen Weg bereiten. Die Stimme des Rufers ertönt in der Einsamkeit: Bahnet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Pfade seines Kommens.

Johannes der Täufer erschien in der Wüste und verkündete die Taufe zur Sinneswandlung und zur Erlösung aus dem Bann der Sünden. Das ganze Land Judäa wanderte zu ihm, auch alle Bewohner Jerusalems. Sie wurden von ihm getauft im Wasser des Jordan und erkannten ihre Verfehlungen. Johannes war gekleidet in ein Gewand aus Kamelhaar, gegürtet um die Hüfte mit einem ledernen Gürtel, und er ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Weithin erscholl sein Ruf: Nach mir kommt der Stärkere. Unwürdig bin ich, mich vor ihm zu beugen und den Riemen seiner Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft; er wird euch im Heiligen Geiste taufen.

In jenen Tagen geschah es. Jesus von Nazareth aus Galiläa kam und wurde von Johannes im Jordan getauft. Und in dem Augenblick, als er aus dem Wasser herauskam, sah er die Himmel aufgerissen und den Geist in der Gestalt einer Taube herabkommen und in ihm bleiben. Und eine Stimme aus den Himmeln erscholl: Du bist mein Sohn, der geliebte, in dir will ich mich offenbaren.

Das Markusevangelium, Aus dem Griechischen übertragen von Johannes Lauten, Privatdruck (1. Auflage, Sommer 2015)

Jesus stellt sich zur Verfügung, dass der Gottesgeist herabkommen kann und „in ihm bleibt“. Der Menschensohn wird Gottessohn. zugleich ist das Alte zu einem Ende gekommen. Johannes weiß das, er wird im Evangelium der kommenden Woche sagen:

Jener muß wachsen;

ich aber muß abnehmen.

Johannes 3

Nun stehen die Ministranten vor dem Altar, wir stehen mit ihnen dort. Im inneren Mitvollzug tragen auch wir das Taufkleid.

Das, was ist, muss immer wieder zu einem Ende kommen. Das ist unvermeidbar, denn wir geraten immer wieder in jenen „Bann der Sünde“ und es bedarf stetig der Sinneswandlung. Aber durch die Taufe des Herrn ist das Neue in die Welt gekommen. Der Abstieg des Gottesgeistes, seine Verkörperung, ermöglicht den Aufstieg des Neuen und unseren Aufstieg aus dem Kerker der Sünde.

Die beschriebenen Geschehnisse zeigen sich auch im Spruch der Johannes-Stimmung, seinem Gegenspruch und in Spruch 13.

JOHANNES=STIMMUNG (24. JUNI)

12.
Der Welten Schönheitsglanz
Er zwinget mich aus Seelentiefen
Des Eigenlebens Götterkräfte
Zum Weltenfluge zu entbinden,
Mich selber zu verlassen
Vertrauend nur mich suchend
In Weltenlicht und Weltenwärme.


Jesus hat „sich selber verlassen“, und er geht zu Johannes, „vertrauend nur mich suchend“. er sucht „sich“: Sein neues Ich, das Christus-Ich, das sich in der Taufe in ihn einsenken wird. Er ist bereit, sein neues Ich durch die Taufe aufzunehmen.

Wir können die Neugeburt durch eine Geistestaufe selber erleben im Gegenspruch zu Spruch 12, dem Spruch der Weihe-Nacht-Stimmung.

M‘. WEIHE-NACHT-STIMMUNG

38.
Ich fühle wie entzaubert
Das Geisteskind im Seelenschoß,
Es hat in Herzenshelligkeit
Gezeugt das heil´ge Weltenwort
Der Hoffnung Himmelsfrucht,
Die jubelnd wächst in Weltenfernen
Aus meines Wesens Gottesgrund.


Spruch 13 weist nun während dieser Höhe des Jahres, wo wir mit den Sinnen so sehr im Außen sind, ebenfalls auf das hin, was wir im Seelengrund finden können. Es ist eine mächtige Regung: Der Götter Wahrheitswort flammt aus Geistes Feuerwelten in meinen Seelentiefen. Auch hier erschallt ein Ruf:

In Geistesgründen suche ahnend
Dich geistverwandt zu finden.

M. DREIZEHNTE WOCHE (30. JUNI – 6. JULI [1912]).

13.
Und bin ich in den Sinneshöhen,
So flammt in meinen Seelentiefen
Aus Geistes Feuerwelten
Der Götter Wahrheitswort:
In Geistesgründen suche ahnend
Dich geistverwandt zu finden.


Und auch im Spiegelspruch zu Spruch 13, in Spruch 40, findet sich ein Taufereignis. Taufe findet statt, wenn sich „Der Eigenheiten leerer Wahn“ mit „des Weltenwortes Feuerkraft“ erfüllt.

O‘. VIERZIGSTE WOCHE (5. JANUAR – 11. JANUAR [1913]).

40.
Und bin ich in den Geistestiefen,
Erfüllt in meinen Seelengründen
Aus Herzens Liebewelten
Der Eigenheiten leerer Wahn
Sich mit des Weltenwortes Feuerkraft.


Das Weltenwort zog bei der Johannestaufe in Jesus ein. Erwachsenentaufe heute ist, wenn ich mit meiner „Eigenheiten leerer Wahn“ an ein Ende komme, sie loslassen kann, mich öffnen kann und das Weltenwort zu mir eintreten kann.

Im Bewusstsein, dass die Neugeburt möglich ist, schreiten wir weiter durch das Jahr.

(Beitrag um den Hinweis auf Spruch 40 ergänzt am 29. Juni 2021.)

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