Wer verschiedene Ausgaben des Seelenkalenders vergleicht, stellt fest, dass diese in Bezug auf die Handhabung von Satzzeichen nicht einheitlich sind.
Von dieser Woche an soll nach und nach ein Verzeichnis aller im Seelenkalender auftauchender Wörter erstellt werden. Ziel ist es, dieses Verzeichnis bis Ostern 2022 fertigzustellen.
Zu einem Detail von Wochenspruch 38, dem Spruch der Weihe-Nacht-Stimmung
Wer bisher die Seelenkalender-Sprüche in den Druckausgaben mit der Original-Handschrift Rudolf Steiners vergleichen wollte, musste auf die Faksimile-Wiedergabe zurückgreifen, die in den Beiträgen zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Der Anthroposophische Seelenkalender und der Kalender 1912/1913, Nr. 37/38, Frühjahr/Sommer 1972, Seite 5 – 23, abgedruckt wurde.
Ein Leser dieser Internetseite machte mich nun darauf aufmerksam, dass vor kurzem im Rahmen der „Rudolf Steiner Ausgaben“ eine Ausgabe des Seelenkalenders erschienen ist, in der zu jedem Wochenspruch auch die Original-Handschrift abgedruckt ist:
In den Textausgaben des Seelenkalenders wird im zweiten Vers der 19. Woche bei dem Wort „Erinnrung“ an die Stelle des ausgelassenen Buchstabens „e“ einheitlich das Auslassungszeichen “ ‘ “ gesetzt.
19 Geheimnisvoll das Neu-Empfang'ne Mit der Erinn'rung zu umschließen Sei meines Strebens weitrer Sinn: Er soll erstarkend Eigenkräfte In meinem Innern wecken Und werdend mich mir selber geben.
In der Originalhandschrift findet sich dieses Auslassungszeichen nicht, dort heißt es „Erinnrung“; anders als bei dem Wort „Neu-Empfang’ne“ im ersten Vers, bei dem auch in der Originalhandschrift ein Auslassungszeichen für das „e“ gesetzt ist.
Handelt es sich um eine bewusste Entscheidung gegen die Textgestalt der Originalhandschrift?
Die Überschrift „Sommer“ findet sich in der Handschrift Rudolf Steiners sowohl über dem 14. als auch über dem 18. Wochenspruch.
Der von Rudolf Steiner verfasste Anthroposophische Seelenkalender hat 52 Wochensprüche. Er wurde 1912 innerhalb eines Kalenders 1912/13 zum ersten Mal veröffentlicht. Dort, wie in der Originalhandschrift, die erst 1959 in einem Nachlass wieder zum Vorschein kam, waren die Wochensprüche nummeriert und mit Überschriften und Großbuchstaben versehen. Auch die aktuellen Ausgaben verwenden in der Regel Nummern, Überschriften und Großbuchstaben für die Wochensprüche – wenn auch nicht einheitlich (dazu unten ausführlicher).
Der Kalender begann mit dem Ostersonntag, der ja ein beweglicher Festtag ist. Zur Frage dieser Datenverschiebung von Jahr zu Jahr sagte Rudolf Steiner: die Hauptsache sei, dass immer mit der ersten Strophe zu Ostern begonnen werde. Die Verschiebung habe nicht viel zu bedeuten, da er immer drei Strophen der Wochensprüche in der gleichen Stimmung gehalten habe. (Brief Johanna Mückes vom 12. April 1938 an Marie Steiner, zitiert nach: Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Der Anthroposophische Seelenkalender und der Kalender 1912/1913, Nr. 37/38, Frühjahr/Sommer 1972, S. 4.)
Gliederung des Seelenkalenders
Wie ist der Seelenkalender gegliedert?
Der Seelenkalender beginnt mit Spruch 1 in der Osterwoche. Die Sprüche umfassen das gesamte Jahr und sind durchnummeriert, es gibt 52 Wochensprüche. Vielen Sprüchen sind Buchstaben beigefügt (in manchen Ausgaben des Seelenkalenders allen Sprüchen, siehe zu diesem Thema ausführlich hier).
Jedem Wochenspruch können drei weitere Sprüche zugeordnet werden (als Beispiel soll Spruch 1, dienen, dessen Buchstabe A ist). Diese Zuordnung ist natürlich kein bloß äußere oder rechnerische. Dennoch soll sie hier aus Gründen der Übersichtlichkeit rein äußerlich dargestellt werden (eine ausführlichere Darstellung zum Aufbau des Seelenkalenders findet man hier, weitere Beiträge über den Seelenkalender hier):
- Jeder Spruch hat einen Gegenspruch. Dieser ist zum Teil daran zu erkennen, dass er den gleichen Buchstaben trägt, wie der Wochenspruch, nur in „gestrichener“ Form (Gegenspruch zu Spruch 1, A, ist Spruch 27, A‘). Die Nummern von Spruch (hier 1) und Gegenspruch (hier 27) haben immer die Differenz 26.
- Ein weiterer, dem Wochenspruch inhaltlich polar zugeordneter Spruch wird Spiegelspruch genannt. Bei der Addition seiner Nummer mit der des Wochenspruchs ergibt sich immer der Zahlenwert 53 (der Spiegelspruch von Spruch 1 kann also errechnet werden: 53 – 1 = Spruch 52) .
- Dritter, inhaltlich zugehöriger Spruch ist der Spiegelspruch des Gegenspruchs (Gegenspruch war Spruch 27. Also kann man rechnen: 53 – 27 = Spruch 26).
In jeder Woche werden im Blog diese zusammengehörenden vier Sprüche veröffentlicht.
(Beitrag zuletzt bearbeitet am 16. Mai 2020)